Mani Pulite

Mani Pulite: Das große Aufräumen der italienischen Jusitz


Die italienischen Justizbehörden haben mit einem Schlage wieder von sich reden gemacht und gleichzeitig daran erinnert, daß die Aufräumaktion Mani Pulite, die seit über vier Jahren im Gange ist, noch lange kein Ende kennt. In seiner Ferienvilla wurde Lorenzo Necci verhaftet, der Chef der italienischen Eisenbahnverwaltung. Er galt über Jahre hinweg als ein geschickter Manager, der unbeteiligt schien an den großen Korruptionsskandalen, über die Politiker und Wirtschaftsbosse gleich reihenweise gestolpert sind.


Nun scheint Neccis Unschuld kompromittiert. Die Vorwürfe sind derartig gravierend, das der hochangesehene Boss des Riesenunternehmens Staatsbahnen vom Abendbrottisch weg direkt in die Zelle eines Untersuchungsgefängnisses gesteckt wurde, wo er zunächst einmal völlig isoliert ist und erst heute aufgeklärt wird. Anscheinend sind Hunderte von Millionen Mark veruntreut worden auf die übliche Art und Weise. Bestimmte Unternehmerfreunde bekamen mit Hilfe höchster politischer Kreise dicke Aufträge und zahlten eine Art Vermittlungsgebühr, meist ein prozentualer Anteil, auf Schweizer Konten. Das ganze wird dadurch aber erst so richtig skandalös, als diese schamlose Korruption erst in jüngerer Zeit stattgefunden hat, als längst Mani Pulite, die Aktion saubere Hände, in vollem Gange war.


Nicht gerade rosig sieht es aus für einen anderen der großen italienischen Manager, Carlo de Benedetti. Gegen ihn wurde eine Untersuchung eingeleitet, an deren Ende eine Anklage wegen Bilanzfälschung stehen könnte. De Benedetti ist Chef des Olivetti-Konzerns, der hatte vor wenigen Tagen einen riesigen Schuldenberg offenbart., Die Aktienkurse von Olivetti haben seither verheerende Einbrüche erlebt und fast die Hälfte ihres Wertes verloren. Jetzt werden außerdem Massenentlassungen befürchtet, vor allem in jenen Unternehmensteilen, in denen Computer hergestellt werden. Schwer anzunehmen, dass diese Entwicklung ein Blitz aus heiterem Himmel ist, möglich ist dagegen vielmehr, dass die Bilanzen eine ganze Zeitlang geschönt wurden, um das Desaster hinauszuschieben.


An den Kragen geht es schließlich auch Umberto Bossi. Gegen ihn laufen jetzt zwei Untersuchungsverfahren, in Mantua und in Venedig. Dazu der dortige Staatsanwalt Mario Danieli: „Wenn einer die italienische Flagge streicht und eine neue aufzieht, wenn einer eine neue Verfassung und die Entstehung eines neuen unabhängigen und souveränen Staates verkündet, gleich noch eine Regierung einsetzt, die Einführung einer eigenen Währung ja sogar einer Miliz verkündet, also das sind keine Absichtserklärungen mehr, sondern das ist schon konkretes Handeln Und damit handelt es sich um einen Anschlag auf die Einheit Italiens.“

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